In der „schönsten Botschaft Berlins“, wie Stefan Rizor bemerkte, trafen wir uns am 28. Mai zu dem in Kooperation mit der Kanadischen Botschaft veranstalteten Forum @ Kanada Haus 2024 unter dem Titel „Geopolitics, Trade, Traceability: Critical Links in the Global Supply Chain“. Das Forum als Traditionsformat der DKG fand – federführend organisiert von den DKG-Vorstandsmitgliedern Christina Arend, Robin Arens und Hannes Weiland – dieses Jahr das erste Mal seit der Pandemie statt und widmete sich dem für Kanada wie Deutschland virulenten Thema der (globalen) Lieferketten.

Ein großer Auftakt nach langer Pause

Im Grußwort von Botschafter John Horgan, in dem er die gemeinsamen Werte beider Länder und die langjährige gute Zusammenarbeit mit der DKG betonte, gab er auch ein Beispiel von Spannungen in Lieferketten guter Freunde durch Corona.

John Horgan beim Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]

Kanada hatte schon immer die Papierbasis für die in den USA endgefertigten FFP2-Masken geliefert. Als nun nach dem Corona-Ausbruch Kanada Masken von den USA kaufen wollte, die die USA zuhauf gebunkert hatte, gab es zunächst ein protektionistisch klares Nein aus Washington. Nachdem Kanada dann aber seinem langjährigen größten Handelspartner deutlich gemacht hatte, dass der Rohstoff dieser Masken aus Kanada stammt (was ja nicht auf ewig so blieben müsse), war man sehr schnell bereit, Kanada mit vielen Masken zu beliefern, die Teil des PPE (personal protection equipments) geworden waren.

Erfolg ist ein Resultat guter Zusammenarbeit, betonte Horgan. Umso mehr wundere es ihn, dass Frankreich als einer der Gründungsstaaten Kanadas das CETA-Freihandelsabkommen noch nicht ratifiziert hat.

Im Gegensatz dazu lobte er die Investitionsbereitschaft der deutschen Industrie, die in den letzten 20 Monaten mehr in Kanada investiert hat als in den letzten 20 Jahren zuvor, davon allein 7 Milliarden kanadische Dollar von VW in eine neue Batteriefabrik in Ontario.

Für die DKG begrüße Vorstandsvorsitzender Stefan Rizor die Anwesenden und schilderte seine ersten Erfahrungen mit der Lieferkettenthematik aus seiner ganz frühen Anwaltstätigkeit, bevor er das Zepter an Moderator Alexander Thamm übergab, der das Publikum exzellent durch einen inhalts- und erkenntnisreichen Nachmittag führte.

Stehen die globalen Lieferketten vor dem Kollaps?

Sodann begann die erste von drei Konferenz-Sessions: Stehen die globalen Lieferketten vor dem Kollaps?

Den Impulsvortrag hielt Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für
Menschenrechte
. Er stellte klar, dass 80 Prozent des Handels über „inner and intra
corporate value chains“ laufen. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf die
diversen UN-, WTO- und ILO-Abkommen kam er auf relevante Trends heutiger
Lieferketten zu sprechen:

Trends heutiger Lieferketten

Gleichzeitig kaufen allerdings auch „authoritarian competitors“ wie China und Russland Rohstoffquellen und -verarbeiter weltweit auf. Als Lösung bot er an:

Sven-Uwe Schulz von der DERA-Unit „Evaluation of Mineral Resources“ betonte aber, dass die Stimmung derzeit besser sei als die Lage. Denn noch immer kämen 80 Prozent aller Mineralien-Rohstoffe aus 15 Ländern, 50 Prozent der verarbeiteten aus China. Daran habe sich schon sehr lange nichts geändert. Bereits 2002 wurde China sogar vom größten Produzenten zum größten Abnehmer von verarbeiteten Mineralien weltweit.

Inzwischen wollen auch Chile, Argentinien und Bolivien als Lithiumlieferanten etwas vom Kuchen abhaben und fordern höhere Preise und eigene Produktionsanlagen. Die Sektorendialoge, die es nun in Deutschland gebe, sollten auch auf EU-Ebene geführt werden.

Auch Dr. Stormy-Annika Mildner vom Aspen Institute betonte, dass der globale Süden nun faire Lieferketten einfordere und ein Ende der Tariffication fordere, also, dass Rohmaterialien mit niedrigen, fertig verarbeitete Produkte aber mit hohen Zolltarifen versehen werden. Vielmehr brauche man vielseitige Abkommen, in denen auch die sozialen und ökologischen Fragen des globalen Südens berücksichtigt seien.

Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]

Es wurde aber auf Nachfrage, ob Staaten oder Unternehmen hier bei den Rohstoffgeschäften tätig sein sollten, klar konstatiert, dass sowohl in der ersten (2010) wie in der zweiten (2020) Rohmaterialstrategie der Bundesregierung klar formuliert ist, dass die Verantwortung dafür bei den Unternehmen liege. Allerdings wäre staatliche Hilfe nötig, wenn die Ungleichheiten allzu groß seinen wie bei den Staatsunternehmen z. B. aus China. Auch bräuchte es dann mehr eigene Produktion und Veredelung sowie eine ausgedehntere Kreislaufwirtschaft in Europa, um resilienter zu werden.

Wenn allerdings das Lohngefälle etwas angeglichen werde, wie z. B. nach der 40-Prozent-Lohnerhöhung im Textilsektor in Bangladesh, dürften nicht die auftraggebenden Konzerne, die zuvor die Lohnerhöhungen gefordert haben, sofort in andere Noch-Billiglohnländer abwandern.

„Friendshoring“ als Lösung, um die fragilen Verbindungen in der Lieferkette zu reparieren?

In der zweiten Session ging es darum, ob „Friendshoring“ die Lösung für die fragilen
Lieferketten darstellt.

Der Impuls kam hier von Dr. Urszula Nartowska, Senior Vice President Legal der Obi Group. Sie betonte, dass Obi 150.000 SKUs (Stock Keeping Units) führt, die alle nun in ihren Lieferketten transparent gemacht werden müssen dank des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), welches die Einhaltung von Menschenrechten und die Vermeidung von Umweltrisiken als Ziel hat. Zu den Menschenrechten zählen auch Anti-Diskriminierung, Arbeitssicherheit und faire Bezahlung. Dass dies auch in Europa ein Thema sein kann, erfuhr die BAFA, die das LkSG überwacht, als Unterbezahlungen im spanischen Agrarsektor oder bei polnischen Lastwagenfahrern gemeldet wurden.

Dr. Urszula Nartowska, Senior Vice President Legal der Obi Group beim Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]

Der BDI bemängelte, dass mit dem LkSG die bürokratische Belastung und Nachweispflicht allein auf deutschen Unternehmen gelegen hätte, so dass kein Level Playing Field im Vergleich zu anderen Ländern bestanden habe. Nun ist jedoch die European Supply Chain Due Diligence Directive (SCDDD) vom des EU-Parlament beschlossen worden.

Aber wie soll man die Gesundheitsrisiken bei der Herstellung und Lieferung von 150.000 SKUs analysieren, wenn nach den 5-10.000 direkten Lieferanten auch noch etliche weitere Sublieferanten dieser Direktlieferanten folgen? Hier müssen detektivisch veranlagte Agenten tätig werden, entweder analog als Manpower oder digital (z. B. mit Sensoren und der Blockchain).

Auch sei der Begriff „substantial knowledge“ eines Verstoßes nicht im Gesetz definiert. Jeder wisse, dass es bestimmte Verstöße systembedingt in bestimmten Ländern und Branchen gebe: Ist das dann schon substantielles Wissen? Auch die Möglichkeit des Whistleblowings sei eine Frage des Vertrauens, ob dann dem jeweiligen Verstoß wirklich abgeholfen werde. Daher kämen viel mehr Meldungen aus Deutschland und EU, aber wenige aus Kanada oder Asien. Die Wirtschaftsführer seien ja für die Einhaltung der Menschenrechte, aber bitte mit gleichem Maßstab für alle.

In Deutschland verschickten nach Einführung des LkSG viele Großunternehmen ellenlange Fragebögen an ihre mittelständischen Lieferanten, was die BAFA dann verbat, nachdem die Adressaten sich massiv beschwert hatten. So war das ja gar nicht gemeint gewesen. Inzwischen bauen die Firmen diese Vorgaben in ihre Lieferantenverträge ein, auch wenn es hier noch keine einheitlichen Standards gibt.

Aber auch die Länder und Branchen in „high risk“ und „low risk“ aufzuteilen, ist nicht im Sinne des Gesetzes, da ja gerade der weltweite Durchsatz von Menschenrechten und Umweltstandards, eben auch in High Risk-Ländern, erfolgen sollte.

Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]

Eine Rückverlagerung ins eigene Land ist aber ein langwieriger Prozess, da erstmal eine Belegschaft mit den entsprechenden Fachkenntnissen und ein Zuliefersystem aufgebaut werden muss. Mit einem Fingerschnipp lässt sich eben das iPhone nicht von China in die USA rückverlagern, betonte Prof. Hoberg von der Kühne Logistics University. Anne Lauenroth vom BDI sagte, dass sie es lieber Diversifikation statt Friendshoring nennen würde, denn immerhin baut Apple gerade Produktionskapazitäten in Indien auf, was aber eher ein „China plus x“ sei als eine Abwanderung aus China.

Das kanadische Pendant zum LkSG beschränkt sich schon im Titel nur auf Zwangs- und Kinderarbeit, die es zu vermeiden gilt; ansonsten ähnelt es dem deutschen Gesetz. Unsere Freiheit des Denkens, der Religion und der Lebensführung überfrachten das deutsche Gesetz und sollten bei der Überarbeitung entfernt werden. In Billiglohnländern bleiben und die Verhältnisse dort verbessern sei besser, als alles
wieder zurückzuverlagern ins Mutterland.

Lieferkettenlösungen als neues Frühwarnsystem?

In Session 3 fragten sich die Panelisten, ob die diskutierten Lieferkettenlösungen ein
neues Frühwarnsystem drohender Lieferkettenrisiken seien.

Den Kurzvortrag hielt Matthias Rosengarten von der Optel Group aus Kanada, einem SaaS-Provider und Cloudanbieter.

Er bot als Lösung die konsequente Datenerfassung und -verarbeitung zu DPPs (digitale Produktpässe) an, um die Nachverfolgbarkeit (traceability) hinsichtlich CO2-Fußabdruck, Effizienz/Leistung und Compliance eines Produkts, Verfahrens oder einer ganzen Lieferkette darstellen zu können. Am Beispiel Kraft Heinz machte er die Komplexität dieses Ansatzes angesichts all der verschiedenen länderspezifischen ESG-Vorschriften deutlich.

Die Firma Achilles, die ihre Kunden aus Bergbau, Öl, Gas und Bauwirtschaft dabei berät, ESG-Risiken zu minimieren, betonte, dass Kanada erschreckend niedrige Gesundheitsstandards bei ihren Arbeitern in diesen Industrien habe, aber nun eine Ombudsperson besitze, die gemeldeten Verstößen beherzt nachginge. Das Druckmittel sind dann drohende Imageschäden und geschäftliche Einbußen, wenn
sich der jeweilige Verstoßende nicht einsichtig zeige.

Es wurde auch allseits betont, dass man die Entscheider erstmal erziehen müsse, die neuen Vorschriften zu leben. Nicht zuletzt auch den CFO, der spätestens bei der Taxonomie von der CSRD gehört haben sollte.

Forto, das deutsche Logistik-Scale-up, hat sich vom digitalen Spediteur zum umfassenden Anbieter von Supply-Chain-Lösungen entwickelt. Seine oft mittelständischen Kunden müssen erst in diese Komplexität moderner datengestützter Logistik hingeführt werden. Es gilt, von einer reaktiven hin zu einer vorhersagenden, proaktiven Logistik zu gelangen – auf Kunden- wie auf Lieferantenseite.

Mathias Bosse vom Logistik-VC Prequel Ventures betont, dass die Logistik inzwischen, nicht zuletzt seit Corona und den diversen Unfällen und Blockaden in den globalen Logistiklebensadern, im Topmanagement angekommen sei in Form des SCO (Supply Chain Officers), der die SC-Stacks auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens trimmen muss: Sensoren, Menschen, Arbeitsabläufe, IT.

2027 soll der DPP zunächst für Batterien eingeführt werden, obwohl die Anforderungen heute noch unklar sind. Die Absicht ist jedoch, für alle Produkte einen digitalen Zwilling zu schaffen und so die Spezifika aller Produkte digital übermitteln zu können.

Die Erziehung der relevanten Lieferkettenakteure wird als große Herausforderung angesehen, besonders, weil sich der Gesetzgeber gern neue Begriffe ausdenkt und die völlig neuen Anforderungen an neuartige logistische Tools erklärt und trainiert werden müssen, nachdem sie als Qualitätsstandards festgelegt und fit für die digitale Verarbeitung gemacht wurden.

Auch die Regulatoren haben die KI entdeckt und schaffen gern noch komplexere Regularien in dem Bewusstsein, dass deren Bearbeitung ja durch eine KI erfolgen kann. Dabei dürfen jedoch auch Plausibilitäten nicht außer Acht gelassen werden: Wenn ein Farmer zertifiziert ist, sein Nachbar mit demselben Feldertrag jedoch nicht, der Farmer aber plötzlich doppelt so viel zertifizierten Ernteertrag abliefert wie vorher, könnte es daran liegen, dass er den unzertifizierten Ertrag seines Nachbarn
mitverkauft hat.

In der EU sei ein Wechsel zu unternehmensfreundlicher Politik zu beobachten, der den Green Deal unterminiere, obwohl er ja durch die Mehrheit an konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Parteien beschlossen worden war. Nun steht eine EU-Wahl an, aber die Podiumsteilnehmer befürchten nicht, dass sich ein Zurückrudern in ESG-feindliche Beschlüsse mehrheitlich im neuen Parlament zeigen
wird.

Dazu haben die Konzerne schon zu viel in die neue ESG-Ausrichtung, beflügelt auch von Umfragen, investiert. Was sie aber hassen, sind Spontanbeschlüsse der Politik,die Unternehmensentscheidungen die Berechenbarkeit nehmen, z. B. wenn Subventionen ganzer Branchen von heute auf morgen wegfallen, obwohl vorher massiv in deren Transformation hineinsubventioniert wurde (Solarpanels, E-
Mobilität).

Es wurde auch beklagt, dass politische Entscheidungen und Gesetze lange hinter gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen hinterherhinken und erst entschieden werde, wenn die Dinge zu eskalieren drohen (Bankenkrise, Umwelteskapaden, Menschenrechte) und die Gesellschaft nach Lösungen verlangt. Die Wissenschaft und kluge Berater haben es meist schon Jahrzehnte vorausgesagt
(Umweltrisiken, Pflegenotstand, Infrastrukturmängel), doch die Tagespolitik hat zu oft
weggeschaut oder Symbolpolitik betrieben.

Fazit: Gelungener Neustart

Im Anschluss an drei intensive Sessions waren die Sprecher, Panelists und Publikumsgäste zur Networking Reception geladen. Gelegenheit, die Eindrücke vom Nachmittag Revue passieren zu lassen und interessante Kontakte zu knüpfen. Das einhellige Feedback des Abends: Ein erfolgreicher Neustart des Forum @ Kanada Haus im Geiste des deutsch-kanadischen Austausches.

Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]

Autor: Thomas Andersen
Bilder: DKG/Arne Sattler

WSP 2020 – Die ersten Eindrücke

Nach den Auswahlgesprächen im Januar herrscht große Vorfreude auf Kanada, Work and Travel 2020. Und dann steht alles auf Pause: geschlossene Grenzen, keine Visavergabe. Dieses Jahr ist alles anders. Einige WSPler hatten aber Glück und bereits frühzeitig ihr Visum. Sie konnten Anfang August nach Kanada fliegen und ihr Abenteuer Work and Travel starten. In diesem Jahr ist auch der Start anders als sonst. Kein gemeinsamer Flug mit der Gruppe, kein gemeinsamer Aufenthalt in Toronto. Und erstmal in Quarantäne. Wir haben nachgefragt.

Wie war es für euch, unter diesen Umständen nach Kanada zu fliegen?

Anne Schäfer: Also es war schon einiges an Kontrollen, Temperatur messen und sowas. Aber ich finde, Abstand halten ging deutlich besser als gedacht – klar, es waren auch weniger Leute als sonst. Der Flieger war auf keinem der Flüge ganz voll, sodass man sich auch umsetzen konnte.
Auf jedem Flug hat man ein Hygiene-Paket bekommen mit Desinfektionszeug, Wasser, Handschuhen und Maske. Essen haben wir auch bekommen, allerdings abgepackt und kalt, aber das war total in Ordnung! Außerdem ging die Zeit schnell rum! Auf dem Propellerflug nach Kamloops hat man auch sehr viel sehen können!

Paul Wenger: Die Flüge waren echt entspannt und zumindest die Langstrecken nur halb voll.

Paul Schäfer: Erstaunlich angenehm, trotz der langen Strecke. Wenn man sich ablenkt mit Musik hören, Filme schauen und so weiter echt gut machbar!

Wie läuft eure Quarantäne?

Paul W.: Die Quarantäne läuft gut, man muss halt immer darauf achten, den Abstand zu halten. Und im Auto oder so eine Maske aufziehen. Aber das geht ja alles.

Paul S.: Gut, ich soll circa eine Woche isoliert verbringen. Sprich, ich kann schon auf der Farm arbeiten, aber habe möglichst wenig Kontakt zu den anderen. Nach der ersten Woche schauen wir dann weiter.

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Anne: Es ist etwas schade, dass man nicht so viel Kontakt zu anderen hat, aber das ändert sich auch nach der Quarantäne.
Zum Abendessen komme ich auch immer ins Haus und sitze am anderen Ende des Tisches. Aber das klappt eigentlich alles ganz gut. Ich muss mich halt etwas bedienen lassen, weil ich nicht direkt in die Küche soll.

Wie sind die ersten Tage für euch? Wie lernt ihr Kanada unter diesen Umständen kennen?

Anne: Also die Landschaft ist schon mal sehr schön und die Leute freundlich!
Mit Corona ist das alles tatsächlich nicht so leicht, aber wir sind ja auch noch nicht so lange da.

Paul W.: Heute waren wir an einem kleinen See oben in den Bergen, gefühlt ist hier jede Ecke anders und schöner als zu Hause.

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Wie geht’s euch und habt ihr Spaß?

Paul W.: Ich hatte erst Schwierigkeiten, meinen Schlafrhythmus anzupassen, aber ansonsten ist alles super. Ich werde gut versorgt. Am besten finde ich, dass es hier immer etwas Anderes zu tun gibt. Mal repariert man Zäune, dann muss man Unkraut besprühen oder irgendwas beladen. Ich durfte auch schon ein paar mal Traktor fahren. Zumindest bis jetzt haben wir jeden Tag was Anderes und Neues gemacht.

Paul S.: Gut. Das arbeiten hier macht großen Spaß! Es ist viel entspannter als in Deutschland. Hoffentlich habe ich noch mehr Spaß, wenn die Quarantäne rum ist.

Anne: Alles supi, die Arbeit macht Spaß, alle sind lieb. Ich bin auf jeden Fall auf der für mich richtigen Farm! Die Blumen sind Hammer, ich kann morgens mein Frühstück im Garten pflücken. Und ich bin heute sogar Quad gefahren! Aber ich hoffe/denke auch, es wird noch besser nach der Quarantäne. Dann kann ich auch mal was backen oder kochen!

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Canada Day – What are we celebrating?

The 1st of July is Canada Day. A day that we as German-Canadian Association are celebrating each and every year, usually combining it with our annual celebrations that take us to a different city in Germany each year. This year everything is different. So let’s take this as an opportunity to look at what exactly we are celebrating.

Canada Day Festivals

In Canada, the national holiday is usually celebrated with fireworks, people getting together for barbecues, and there are celebrations in Toronto among other cities, focussing on multiculturalism. The Covid-19 restrictions this year require a change, but that does in no way mean there will be no celebrations. Canada Day goes virtual and there is a national day and evening show that invites to share the pride in being Canadian and to celebrate together!

In Germany, we are also celebrating Canada virtually this year. As German-Canadian Association, we are joining the Canadian Embassy in Berlin for the first virtual Canada Day in Germany. This will feature two different programs. From 4PM to 7PM, the Embassy’s live stream hosted by comedian Ben MacLean offers a fun and diverse program. It will feature musical highlights, stand-up comedy acts, educational activities for children, Canadian literature, and plenty more. From 7PM to midnight, the celebration continues as United We Stream, Berlin’s renowned club scene streaming channel, takes centre stage hosting Canadian DJs.

A little bit of history

In 1867, on July 1, the British North America Act was passed to join the provinces of Ontario, Québec, New Brunswick and Nova Scotia to form a united Canada. The official name was the Dominion of Canada, therefore the national holiday on July 1 was also called Dominion Day up until 1982 – but more on this date later.

Dominion Day provided an opportunity for communities to reflect their local concepts of Canada, express their visions of Canadian identity, and the place of their community within the country. It was also a day to talk about the country’s history, its place in the world and its prospects for the future. Some local events provided members of marginalized communities opportunities to demonstrate their belonging to Canada, while also asserting their community identities.

Throughout the years following 1867, other provinces followed and joined the Dominion of Canada. The last one being Newfoundland and Labrador who joined in 1949, after a referendum which resulted in 52.3% voting in favour to join Canada. Side note: Joining the US was also considered an option by Newfies, but the United Kingdom and Canada eventually ensured that this did not become an official option on the ballot.

All this time, Canada was still a British colony. However, Canada gained an increased level of political control and governance over its own affairs, while the British parliament and Cabinet maintained political control over certain areas, such as foreign affairs, national defence, and constitutional changes.

With the passing of the Constitution Act in 1982 – remember that date? – Canada finally became completely independent, the act allowing the country to change its constitution without any approval from Britain. The Constitution Act also incorporated the Charter of Rights and Freedoms in Canada’s Constitution, the highest law of the land. Prime minister at the time was Pierre Elliott Trudeau who signed the Constitution Act together with Queen Elizabeth.


Her Majesty Queen Elizabeth II with Prime Minister The Rt. Hon. Pierre Elliott Trudeau signing the Proclamation of the Constitution Act, 1982 . Copyright: Government of Canada.

Canada’s last geographical change happened in 1999. This is when Nunavut was split from the Northwest Territories and became its own territory. Covering 1.9 million square kilometres of Canada’s Eastern Arctic, Nunavut forms the largest territory or province in all of Canada. But this is not the only special thing about Nunavut: it is also the one territory in which the Inuit people form the majority, are self-governing, are able to use their language, practice and represent their culture.

What also has to be considered regarding Canada Day

Canada Day being a day that Canadians use to reflect on their national identity, some groups of the population also criticize the day. They do so by highlighting occurring injustices in the country or presenting their own narrative of national identity. Chinese communities in British Columbia during the 1920s for example, reframed the day as Chinese Humiliation Day to protest the discriminatory Chinese Immigration Act of 1923. Quebec sovereigntists in the 1960s and 70s repurposed the religious St. Jean Baptiste Day on June 24 for their own national celebrations and stood in competition to Dominion Day.

As national identities change, so do its national celebrations. The Liberal government under Lester Pearson used the 1967 Centennial to organize the national holiday more explicitly on the concept of multiculturalism and bilingualism. Artists from various ethnocultural communities, from francophone communities, as well as indigenous groups contributed to this newly emphasized perception of Canadian identity. Furthermore, the representation of indigenous peoples shifted during the 1990s from assimilation to portraying their unique First Nations, Métis, and Inuit cultures in their own right.

For First Nations, however, the founding of the Dominion of Canada in 1867 is not perceived as a day for celebrations. Rather, it is a day reminding them of systematic oppression, marginalization, and robbery of their cultures and languages by Canadian colonialism through residential schools, broken treaties, and other forms. Thus, many indigenous peoples have either boycotted the celebrations of July 1 or used the day to highlight indigenous history and culture. They have thousands of years to celebrate in comparison to 153 years of the Dominion.

National Indigenous Peoples Day on June 21 along with the National Indigenous History Month in June were established in 1996 and 2009 respectively to acknowledge and honor indigenous history, heritage and diversity. In the Northwest Territories and Yukon, the day is celebrated as a statutory territorial holiday. Whether the day will become a national holiday remains an issue of debate.

Article by Michelle Busch and Sina Burghardt

Peace by Chocolate

Als Premierminister Justin Trudeau im vergangen Juni Nancy Pelosi, die Sprecherin des amerikanischen Unterhauses besuchte, hat er ihr ein spezielles Mitbringsel überreicht. Trudeau und Pelosi hatten eine freundliche Wette über den Ausgang der NBA Finalspiele zwischen den siegreichen Toronto Raptors und den unterlegenen Golden State Warriors gemacht. Obgleich Trudeau die Wette gewann, kam er nicht mit leeren Händen nach Washington. Das spezielle Präsent war eine Tafel seiner Lieblingsschokolade, die in Antigonish, Nova Scotia hergestellt wird. Doch die Firma „Peace by Chocolate“ ist nicht nur Trudeaus Liebling, sondern hat auch eine spezielle Geschichte.

Als wir auf unserem Nova Scotia Trip in der malerischen Uni-Stadt Antigonish Pause machten, war uns klar: Da müssen wir hin! Die Schokolade stammt nämlich aus einer unscheinbaren Holzhütte auf einer Straße außerhalb des Stadtzentrums. In dieser kleinen Hütte fing alles an, als die Familie Haddad aus Syrien nach Nova Scotia kam.

Peace by chocolate in Antigonish

Die Familie Haddad hat ihre Schokoladenspezialitäten mehr als 20 Jahre im ganzen Nahen Osten verkauft. Menschen im Yemen, Libanon oder Jordanien erfreuten sich an den süßen Köstlichkeiten. Allerdings wurde die Fabrik, ähnlich wie viele andere Stätten ihrer Heimat, während des Krieges zerstört. Die Haddads mussten alles zurücklassen und in den Libanon fliehen, wo sie drei Jahre lang in einem Flüchtlingslager lebten.

Die Regierung Trudeau beschloss bis Ende des Jahres 2015 25.000 syrische Flüchtlinge in Kanada aufzunehmen. Teil dieser Gruppe waren die Haddads. Kaum angekommen in ihrer neuen Heimat in Antigonish kehrten die Haddads zu der Arbeit zurück, die sie kannten und liebten – Schokolade! Der kleine Laden in Antigonish war erst der Anfang. Die Firma etablierte sich rasch in der Ortschaft und wurde dann in der Provinz und schließlich im ganzen Land bekannt. Mittlerweile wird der Platz in der kleinen Hütte der enormen Nachfrage nicht mehr gerecht. Deshalb produziert die Firma ihre Ware jetzt in einer kleinen Fabrik. Sie exportieren ihre syrisch-kanadischen Produkte in die gesamte Welt. Dennoch bleibt der kleine Laden außerhalb von Antigonish das Herzstück des Unternehmens.

Die Geschichte der Familie hat viel nationale und internationale Aufmerksamkeit erfahren. Trudeau selbst kam zu Besuch und hat einen bleibenden Eindruck bei der Familie hinterlassen. Jedenfalls strahlten Frau und Tochter bei ihren Erzählungen vom hohen Besuch. Mittlerweile kommt nicht nur der Premierminister, sondern auch zahlreiche Touristenbusse mit Gästen vieler Nationen.

Der Erfolg und die Bekanntheit des Ladens spornen die Haddads weiter an. Dabei geht es ihnen vor allem auch darum etwas zurückzugeben. Zum Beispiel haben sie 2016 einen Monatsprofit an die Opfer der Waldbrände in Fort McMurray gespendet. Sie wüssten schließlich wie es sich anfühlt alles zu verlieren und wollten ein wenig helfen. Die Familie hat auch die Peace on Earth Society gegründet, eine wohltätige Organisation, die Projekte zur Friedensförderung im Ort, der Provinz, im Land und weltweit unterstützt. Seit Anfang dieses Jahres arbeitet Peace by Chocolate mit der lokalen indigenen Community der Paqtnkek zusammen.

Haddads mit ihrem 'Peacebar'

Trotz aller Aufmerksamkeit ist die Familie weiterhin mit Herz und Leidenschaft bei der Sache. Im Gespräch mit uns sagten sie zwar, dass der Laden und das rapide Wachstum anstrengend seien, aber die Freude überwiegt. Denn das Herzstück von allem bleibt die Schokolade. Nach ausgiebigem Testen können wir sehr gut nachvollziehen warum Peace by Chocolate Trudeaus Lieblingsschokolade ist.

Und auch mit Nancy Pelosi gehen wir dahingehen konform, dass „Peace by Chocolate“ nach einem internationalen Abkommen klingt. In diesem Sinne knabbern wir an unserer „Peacebar“.

©Bericht von Anton Rizor und Sina Burghardt

Von Deutschland aus fliegt Air Canada mehrmals täglich nonstop ab Frankfurt oder München zu den wichtigsten Metropolen in Kanada. Über die Drehkreuze Montreal, Toronto, Calgary und Vancouver erreichen Passagiere auf Weiterflügen mit Air Canada mit optimalen Anschlüssen mehr als 120 Flugziele in Kanada und in den USA. Im Sommer wird die Strecke Frankfurt-Vancouver täglich nonstop bedient und 4-mal pro Woche verbindet der Ferienflieger Air Canada Rouge Berlin mit Toronto.

Rückblick Kanadisches Wochenende 2019

5. – 7. Juli

Lahr im Schwarzwald feierte am vergangenen Wochenende das 25-jährige Jubiläum des Abzugs der kanadischen Truppen. Mittendrin: Die Feierlichkeiten der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft anlässlich des Canada Days 2019.

Nachdem die Bürger der Stadt Lahr im vorigen Jahr für ihr fortwährendes Engagement zum Ausbau der deutsch-kanadischen Freundschaft mit dem Ehrenpreis des Präsidiums ausgezeichnet wurden, lud die Stadt in diesem Jahr zum kanadischen Wochenende. Nicht umsonst trägt Lahr den Beinamen „Little Canada“, die Präsenz der Kanadier ist auch heute noch zu spüren – und zu sehen: unweit des Bahnhofs steht seit vergangenem Jahr auch ein Inuksuk, den die kanadischen Botschaft der Stadt zum 150. Geburtstag Kanadas schenkte.

Freitagabend startete das Wochenende traditionell mit dem lockeren Get Together im Lokal „Grüner Baum“ bei gutem Wetter, leckerem Essen und gemütlichem Beisammensein. Samstagmorgen konnten die Besucher des Kanadawochenendes Little Canada genießen. Bei der Stadtführung gab es viele Insiderinfos, die Weinbegeisterten lockte das Weingut Wöhrle zum Spaziergang in die Umgebung.

Anschließend trafen sich die Mitglieder zur Versammlung, bei der Vorstand und Präsidum die letzten drei Jahre Revue passieren ließen, die eine positive Entwicklung für die DKG zeigen. Auch der Ausblick auf die Zukunft ist vielversprechend: Mit dem wiedergewählten Vorstand, der mit Felix Hilgert nun ein weiteres Mitglied hat, stehen viele spannende Projekte auf dem Programm. Für die Insider wurde bei der Mitgliederversammlung ganz inoffiziell aufgrund der hohen Temperaturen und des sehr guten Wetters schon mal der Dresscode für den Abend gelockert als der Oberbürgermeister der Stadt Lahr Dr. Müller ankündigte, doch eher ohne Krawatte und Anzug aufzutauchen.

Zum Festakt versammelten sich die DKGler und ihre Ehrengäste, unter ihnen der kanadische Botschafter S. E. Stéphane Dion, Honorarkonsul Prof. Dr. Thomas Reith sowie der Oberbürgermeister der Stadt Lahr, Dr. Wolfgang G. Müller, im Haus zum Pflug. Die West Vancouver Youth Band, die mit ihren 52 Mitgliedern die Bühne bis in die letzte Ecke füllte, spielte zur Begrüßung ein Medley aus „O, Canada“ und der deutschen Nationalhymne.

Die Grußworte der Ehrengäste betonten besonders die Verbundenheit der beiden Länder, die guten Beziehungen zwischen Kanada und der Stadt Lahr, sowie die Städtepartnerschaft zwischen Belleville und Lahr. Der Oberbürgermeister entschuldigte sich hier auch für „communication not done well“ und erklärte S. E. Stéphane Dion, dass es bei der Mitgliederversammlung eine stille Übereinkunft gab, auf Krawatten zu verzichten. Als der Botschafter daraufhin kurzerhand seine Krawatte ablegte und in die Höhe hielt, war wohl allen klar, dass es ein entspannter Abend unter Freunden werden würde.

Besonders die Freundschaft zwischen Lahr und Kanada stand am Abend im Fokus. Obwohl die Kanadier vor nunmehr 25 Jahren abgezogen wurden, hielt Oberbürgermeister Dr. Müller fest, dass hier keinesfalls gelte „Out of sight, out of mind“. Auch Honorarkonsul Prof. Dr. Thomas Reith betonte die Freundschaft zwischen Kanadiern und Deutschen und hielt gerade für die heutigen Zeiten fest, dass Kanada wohl das perfekte Beispiel einer Erfolgsgeschichte von gelungener Integration ist – und Lahr ein gutes Beispiel, dass Integration auch in Deutschland hervorragend funktionieren kann. Dass Deutsche und Kanadier einander mögen stehe außer Frage, in der heutigen Zeit mit ihren Herausforderungen merkten sie immer mehr, dass sie einander auch brauchen, so Botschafter Dion. Die Verbundenheit mit Kanada ist in Lahr ständig präsent, denn „Werte, Mut und Engagement der Kanadier sind geblieben. Canada has not been forgotten!“

Engagement zur Stärkung der Verbundenheit zwischen Kanada und Deutschland würdigt auch der Ehrenpreis des Präsidiums der DKG. In diesem Jahr ging der Ehrenpreis für Individualpersonen an Prof. Dr. Wolfgang Klooß für seine langjährigen Verdienste um die Stärkung der deutsch-kanadischen Beziehungen. Den DKG-Ehrenpreis 2019 für Organisationen erhielt der weltweit tätige Automobil- und Industriezulieferant Schaeffler. In Kooperation mit der University of Windsor hat die Schaeffler Group schon vor zwanzig Jahren ein Prakti- kantenprogramm für kanadische Studierende in Deutschland ins Leben gerufen und seither konsequent ohne Unterbrechung durchgeführt.

Die West Vancouver Youth Band stimmte mit „What a wonderful world” zur Pause ein. Und nach Erfrischung und schwarzwälder Spezialitäten ging es munter weiter: Helmut Dold führte die Gäste in die Lahrer Mundart ein und unterhielt mit schwungvollen Trompetenklängen. Krönender Abschluss des Festakts war der Auftritt des Salsa Club Lahr, bevor Vorstandvorsitzender Stefan Rizor die Gäste verabschiedete. Nicht jedoch ohne auf das Lichterfest der Stadt Lahr hinzuweisen, das mit Feuerwerk im Stadtpark die rundum gelungenen Canada Day Feierlichkeiten abrundete.

Beim Empfang der Stadt Lahr am Sonntag mussten sich schließlich alte und neue Bekanntschaften wieder voneinander verabschieden, aber man versprach sich, sich spätestens zum Jahrestreffen in Frankfurt im nächsten Jahr wiederzusehen.

©sinaburghardt

Business Relations
carend@dkg-online.de

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