Neue Informationsseite für Kanadierinnen und Kanadier in Deutschland
Ein Umzug in ein neues Land kann aufregend sein – und gleichzeitig ziemlich überwältigend. Ob du als Student:in mit einem Koffer und großen Träumen ankommst, als Fachkraft neu durchstartest oder als Familie zwischen Ahornsirup und Mettbrötchen navigierst – der Weg ist oft mit vielen Fragen verbunden. Im Laufe der Jahre hat die Deutsch-Kanadische Gesellschaft (DKG) viele Anfragen von Kanadier:innen erhalten: Wie finde ich Anschluss an lokale Netzwerke? Wo treffe ich andere Kanadier:innen?
Genau deshalb haben wir unsere neue Informationsseite für Kanadier in Deutschland erstellt – eine zentrale Anlaufstelle, die den Alltag ein wenig leichter machen soll. Egal ob ganz neu in Deutschland oder schon länger hier: Diese Seite bietet Unterstützung auf jedem Abschnitt des Weges. Sie enthält hilfreiche Informationen auf Deutsch, Englisch und Französisch – alles an einem Ort.
Wir sind überzeugt: Gut informierte und vernetzte Menschen fühlen sich im Ausland wohler. Diese Seite liefert nicht nur Antworten – sie baut Brücken. Also: Klick dich rein, entdecke die Inhalte. Und schau dir auch unserVideo und Flyer an – eine schnelle, unterhaltsame Vorschau auf die Seite, perfekt zum Weiterleiten an andere Kanadier:innen und Interessierte.
New Information Page for Canadians in Germany
Moving to a new country can be exciting—and a bit overwhelming. Whether you’re a student with a suitcase and a dream, a professional starting fresh, or a family navigating life between maple syrup and Mettbrötchen, the journey often comes with lots of questions. Over the years, we at the Deutsch-Kanadische Gesellschaft (DKG) have heard from many Canadians asking: How can I connect with local business networks? Where can I meet other Canadians?
That’s why we created our new Information Page for Canadians in Germany—a one-stop resource hub designed to make life a little easier. Whether you’re just starting out or already settled in, the page is designed to support Canadians at every stage of their journey. It offers valuable information in German, English, and French —all in one place.
We believe that informed and connected people thrive abroad. This page isn’t just about answers—it’s about connection. So dive in, explore, and share it! And don’t miss our teaser videoand flyer, which give a quick, fun overview of the page—perfect for passing along to other Canadians and friends.
Nouvelle page d’information pour les Canadiens en Allemagne
S’installer dans un nouveau pays peut être à la fois excitant… et un peu déstabilisant. Que vous soyez étudiant avec une valise et des rêves plein la tête, professionnel en quête d’un nouveau départ, ou une famille qui cherche à s’adapter entre sirop d’érable et Mettbrötchen, l’expérience soulève souvent de nombreuses questions. Au fil des ans, nous, à la Deutsch-Kanadische Gesellschaft (DKG), avons reçu de nombreuses demandes de Canadiens : Comment puis-je me connecter aux réseaux professionnels locaux ? Où puis-je rencontrer d’autres Canadiens ?
C’est pourquoi nous avons créé notre nouvelle page d’information pour les Canadiens en Allemagne – un centre de ressources tout-en-un conçu pour vous faciliter la vie. Que vous soyez en pleine installation ou déjà bien établi cette page est là pour vous accompagner à chaque étape. Elle offre des informations utiles en allemand, en anglais et en français – tout au même endroit.
Nous sommes convaincus que des personnes bien informées et bien connectées s’épanouissent davantage à l’étranger. Cette page ne se limite pas à répondre à des questions – elle vise à créer du lien. Alors, explorez-la, partagez-la et profitez-en ! Et ne manquez pas notre video ou prospectus, qui offrent un aperçu rapide et sympa de la page – idéal à transmettre à d’autres Canadiens et amis !
Einladung Kanadisches Wochenende 2025
***English version see below***
Liebe DKG-Mitglieder, liebe Kanada-Freund:innen,
kommt zum diesjährigen Kanadischen Wochenende der DKG vom 4. bis 6. Juli nach Bonn! Dort erwartet euch ein rheinisch-geselliges Wochenende, bei dem der persönliche Austausch, anregende Gespräche und bleibende Erinnerungen im Vordergrund stehen. Folgendes Programm haben wir dazu für euch vorbereitet:
Am Freitagabend starten wir mit unserem Get-together im Bonner Sion im Carré nahe dem Hauptbahnhof und feiern dabei das 60-jährige Jubiläum unseres Work & Travel-Programms (WSP).
Am Samstag beginnen wir den Tag mit einer Stadttour durch Bonn, die wahlweise das historische oder das politische Bonn in den Vordergrund rückt – beides wird zweisprachig angeboten. Am Nachmittag laden wir alle DKG-Mitglieder zur jährlichen Mitgliederversammlung in den Universitätsclub Bonn e.V. und sehen uns dort abends zu unserem Festakt wieder. Neben der Preisverleihung des DKG-Ehrenpreises könnt ihr euch auf einen hochkarätigen Musik Act freuen: Violinistin Nathalie Bonin und Pianist Cosmin Boeru werden euch in kurzen Stücken verzaubern. Ein herzhaftes Lachen darf an diesem Abend jedoch auch nicht fehlen. Der kanadische Comedian Ben MacLean wird uns mit seinem deutsch-kanadischen Programm unterhalten. Wer nach dem offiziellen Teil noch Lust auf ein lockeres Kölsch hat, kann sich unserer Kneipentour durch die Bonner Altstadt anschließen.
Am Sonntagvormittag habt ihr die Gelegenheit, das Wochenende mit einem gemeinsamen Besuch der Bundeskunsthalle oder einer Schifffahrt über den Rhein ausklingen zu lassen. Die Führung in der Bundeskunsthalle dreht sich um die Ausstellung „WEtransFORM – Zur Zukunft des Bauens“ – eine lebendige Auseinandersetzung mit nachhaltiger Stadtentwicklung in Europa. Diese kann auch auf Englisch durchgeführt werden. Wer stattdessen noch etwas mehr von Bonn und Umgebung sehen möchte, ist bei der Schifffahrt auf dem Rhein von Bonn bis Linz und wieder zurück genau richtig.
Anmeldung
Bitte melde dich bis zum 15. Juni 2025 über das Formular verbindlich an und überweise den Kostenbeitrag mit dem Stichwort „Kanadisches Wochenende 2025“ zum gleichen Datum auf das Konto der DKG. Hinweis: Jede Person sollte sich separat anmelden, auch wenn ihr als Paar zusammen teilnehmt: Hier geht’s zum Anmeldeformular
Um von unserem begrenzten Hotelkontingent zu profitieren, bucht eure Hotels bis zum 23. Mai 2025. Mehr Infos dazu haben wir euch im Save the Date zusammengestellt.
Das vollständige Programm kannst du hier nachschauen.
Ihr habt noch Fragen? Dann schreibt uns: rheinland@dkg-online.de
Be there or be square! Euer Regionalteam Rheinland – Michelle, Leonie,Johanna, Aska und Jannis
Logistische Hinweise
Universitätsclub Bonn:
10 Minuten zu Fuß vom Bonner Hauptbahnhof entfernt. Alternativ: Anreise vom Hauptbahnhof mit dem Bus 600 (Richtung Graurheindorf Kranenweg) oder Bus 601 (Richtung Tannenbusch Agnetendorfer Str.) bis Bonn Opernhaus und von dort aus 3 Minuten zu Fuß.
Stadtführungen:
Die historische Tour startet an Bonn-Information, Windeckstr. 1, 53111 Bonn – 4 Minuten zu Fuß vom Bonner Hbf.
Die politische Tour startet am Museum König, Adenauerallee 160, 53113 Bonn – erreichbar vom Hauptbahnhof mit der Straßenbahn 16 (Richtung Bad Godesberg) oder Straßenbahn 66 (Richtung Bad Honnef).
Bundeskunsthalle:
Erreichbar mit der Straßenbahn 16 (Richtung Bad Godesberg) oder Straßenbahn 66 (Richtung Bad Honnef), Ausstieg: Heussallee/Museumsmeile, von dort aus noch wenige Minuten zu Fuß. Alternativ mit dem Bus 610 (Richtung Mehlem Giselherstr.), Ausstieg Heussallee/Museumsmeile, von dort aus noch wenige Minuten zu Fuß.
Bonn Alter Zoll (Brassertufer) für Schifffahrt auf dem Rhein:
10 Minuten zu Fuß vom Bonner Hbf. Alternativ: Mit der Straßenbahn 62 (Richtung Oberkassel) oder 66 (Richtung Siegburg) bis Bertha-Von-Suttner-Platz/Beethovenhaus. Von dort aus noch ca. 7 Minuten zu Fuß.
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Invitation to the Canadian Weekend 2025
Dear DKG Members, dear Friends of Canada,
Join us for this year’s Canadian Weekend, hosted by the DKG from July 4–6, 2025 in Bonn! You can look forward to a fun and social weekend in true Rhineland style, filled with personal connections, lively conversations, and lasting memories. Here’s the program we’ve put together for you:
On Friday evening, we’ll kick things off with a get-together at Bonner Sion im Carré, close to Bonn Central Station, where we’ll also celebrate the 60th anniversary of our Work & Travel Program (WSP).
Saturday starts with a bilingual city tour of Bonn — you can choose between exploring the historic side or diving into Bonn’s political landscape. In the afternoon, all DKG members are invited to attend the annual general meeting at the University Club Bonn e.V. Later in the evening, we’ll gather again for our festive celebration. Along with the presentation of the DKG Honorary Award, you can look forward to a first-class musical performance: Violinist Nathalie Bonin and Pianist Cosmin Boeru will enchant you with short pieces. And of course, laughter is a must! Canadian comedian Ben MacLean will entertain us with his German-Canadian comedy set. After the official program, if you’re still up for more, join us for a casual pub crawl through Bonn’s Old Town — Kölsch included!
On Sunday morning, wrap up the weekend with a joint visit to the Bundeskunsthalle or a relaxing boat ride on the Rhine. The guided tour at the Bundeskunsthalle features the exhibition „WEtransFORM – Shaping the Future of Building“ – an engaging look at sustainable urban development in Europe. The guided tour can be done in English as well. If you’d rather explore more of Bonn and the surrounding area, the boat ride from Bonn to Linz and back is just the thing.
Registration Please register by June 15, 2025 using this form and make sure to pay the participation fee by the same date. Note: Each person must register separately, even if you’re attending as a couple. Follow this link to the registration form
To take advantage of our limited hotel room block, make your hotel reservations by May 23, 2025. We’ve included more information in our Save the Date.
Got questions? Drop us a line: rheinland@dkg-online.de
Be there or be square! Your Rheinland Regional Team – Michelle, Leonie, Johanna, Aska, and Jannis
In der „schönsten Botschaft Berlins“, wie Stefan Rizor bemerkte, trafen wir uns am 28. Mai zu dem in Kooperation mit der Kanadischen Botschaft veranstalteten Forum @ Kanada Haus 2024 unter dem Titel „Geopolitics, Trade, Traceability: Critical Links in the Global Supply Chain“. Das Forum als Traditionsformat der DKG fand – federführend organisiert von den DKG-Vorstandsmitgliedern Christina Arend, Robin Arens und Hannes Weiland – dieses Jahr das erste Mal seit der Pandemie statt und widmete sich dem für Kanada wie Deutschland virulenten Thema der (globalen) Lieferketten.
Ein großer Auftakt nach langer Pause
Im Grußwort von Botschafter John Horgan, in dem er die gemeinsamen Werte beider Länder und die langjährige gute Zusammenarbeit mit der DKG betonte, gab er auch ein Beispiel von Spannungen in Lieferketten guter Freunde durch Corona.
John Horgan beim Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]
Kanada hatte schon immer die Papierbasis für die in den USA endgefertigten FFP2-Masken geliefert. Als nun nach dem Corona-Ausbruch Kanada Masken von den USA kaufen wollte, die die USA zuhauf gebunkert hatte, gab es zunächst ein protektionistisch klares Nein aus Washington. Nachdem Kanada dann aber seinem langjährigen größten Handelspartner deutlich gemacht hatte, dass der Rohstoff dieser Masken aus Kanada stammt (was ja nicht auf ewig so blieben müsse), war man sehr schnell bereit, Kanada mit vielen Masken zu beliefern, die Teil des PPE (personal protection equipments) geworden waren.
Erfolg ist ein Resultat guter Zusammenarbeit, betonte Horgan. Umso mehr wundere es ihn, dass Frankreich als einer der Gründungsstaaten Kanadas das CETA-Freihandelsabkommen noch nicht ratifiziert hat.
Im Gegensatz dazu lobte er die Investitionsbereitschaft der deutschen Industrie, die in den letzten 20 Monaten mehr in Kanada investiert hat als in den letzten 20 Jahren zuvor, davon allein 7 Milliarden kanadische Dollar von VW in eine neue Batteriefabrik in Ontario.
Für die DKG begrüße Vorstandsvorsitzender Stefan Rizor die Anwesenden und schilderte seine ersten Erfahrungen mit der Lieferkettenthematik aus seiner ganz frühen Anwaltstätigkeit, bevor er das Zepter an Moderator Alexander Thamm übergab, der das Publikum exzellent durch einen inhalts- und erkenntnisreichen Nachmittag führte.
Stehen die globalen Lieferketten vor dem Kollaps?
Sodann begann die erste von drei Konferenz-Sessions: Stehen die globalen Lieferketten vor dem Kollaps?
Den Impulsvortrag hielt Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Er stellte klar, dass 80 Prozent des Handels über „inner and intra corporate value chains“ laufen. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf die diversen UN-, WTO- und ILO-Abkommen kam er auf relevante Trends heutiger Lieferketten zu sprechen:
Trends heutiger Lieferketten
Slowbalization seit 2007/08
Reshoring, um die Komplexität der Lieferketten zu reduzieren
Resilient Globalization
Gleichzeitig kaufen allerdings auch „authoritarian competitors“ wie China und Russland Rohstoffquellen und -verarbeiter weltweit auf. Als Lösung bot er an:
Human Rights Due Dilligence
Revitalized Trade Negotiations
Environmental Due Dilligence
Address concerns of Developing Countries
Sven-Uwe Schulz von der DERA-Unit „Evaluation of Mineral Resources“ betonte aber, dass die Stimmung derzeit besser sei als die Lage. Denn noch immer kämen 80 Prozent aller Mineralien-Rohstoffe aus 15 Ländern, 50 Prozent der verarbeiteten aus China. Daran habe sich schon sehr lange nichts geändert. Bereits 2002 wurde China sogar vom größten Produzenten zum größten Abnehmer von verarbeiteten Mineralien weltweit.
Inzwischen wollen auch Chile, Argentinien und Bolivien als Lithiumlieferanten etwas vom Kuchen abhaben und fordern höhere Preise und eigene Produktionsanlagen. Die Sektorendialoge, die es nun in Deutschland gebe, sollten auch auf EU-Ebene geführt werden.
Auch Dr. Stormy-Annika Mildner vom Aspen Institute betonte, dass der globale Süden nun faire Lieferketten einfordere und ein Ende der Tariffication fordere, also, dass Rohmaterialien mit niedrigen, fertig verarbeitete Produkte aber mit hohen Zolltarifen versehen werden. Vielmehr brauche man vielseitige Abkommen, in denen auch die sozialen und ökologischen Fragen des globalen Südens berücksichtigt seien.
Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]
Es wurde aber auf Nachfrage, ob Staaten oder Unternehmen hier bei den Rohstoffgeschäften tätig sein sollten, klar konstatiert, dass sowohl in der ersten (2010) wie in der zweiten (2020) Rohmaterialstrategie der Bundesregierung klar formuliert ist, dass die Verantwortung dafür bei den Unternehmen liege. Allerdings wäre staatliche Hilfe nötig, wenn die Ungleichheiten allzu groß seinen wie bei den Staatsunternehmen z. B. aus China. Auch bräuchte es dann mehr eigene Produktion und Veredelung sowie eine ausgedehntere Kreislaufwirtschaft in Europa, um resilienter zu werden.
Wenn allerdings das Lohngefälle etwas angeglichen werde, wie z. B. nach der 40-Prozent-Lohnerhöhung im Textilsektor in Bangladesh, dürften nicht die auftraggebenden Konzerne, die zuvor die Lohnerhöhungen gefordert haben, sofort in andere Noch-Billiglohnländer abwandern.
„Friendshoring“ als Lösung, um die fragilen Verbindungen in der Lieferkette zu reparieren?
In der zweiten Session ging es darum, ob „Friendshoring“ die Lösung für die fragilen Lieferketten darstellt.
Der Impuls kam hier von Dr. Urszula Nartowska, Senior Vice President Legal der Obi Group. Sie betonte, dass Obi 150.000 SKUs (Stock Keeping Units) führt, die alle nun in ihren Lieferketten transparent gemacht werden müssen dank des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), welches die Einhaltung von Menschenrechten und die Vermeidung von Umweltrisiken als Ziel hat. Zu den Menschenrechten zählen auch Anti-Diskriminierung, Arbeitssicherheit und faire Bezahlung. Dass dies auch in Europa ein Thema sein kann, erfuhr die BAFA, die das LkSG überwacht, als Unterbezahlungen im spanischen Agrarsektor oder bei polnischen Lastwagenfahrern gemeldet wurden.
Dr. Urszula Nartowska, Senior Vice President Legal der Obi Group beim Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]
Der BDI bemängelte, dass mit dem LkSG die bürokratische Belastung und Nachweispflicht allein auf deutschen Unternehmen gelegen hätte, so dass kein Level Playing Field im Vergleich zu anderen Ländern bestanden habe. Nun ist jedoch die European Supply Chain Due Diligence Directive (SCDDD) vom des EU-Parlament beschlossen worden.
Aber wie soll man die Gesundheitsrisiken bei der Herstellung und Lieferung von 150.000 SKUs analysieren, wenn nach den 5-10.000 direkten Lieferanten auch noch etliche weitere Sublieferanten dieser Direktlieferanten folgen? Hier müssen detektivisch veranlagte Agenten tätig werden, entweder analog als Manpower oder digital (z. B. mit Sensoren und der Blockchain).
Auch sei der Begriff „substantial knowledge“ eines Verstoßes nicht im Gesetz definiert. Jeder wisse, dass es bestimmte Verstöße systembedingt in bestimmten Ländern und Branchen gebe: Ist das dann schon substantielles Wissen? Auch die Möglichkeit des Whistleblowings sei eine Frage des Vertrauens, ob dann dem jeweiligen Verstoß wirklich abgeholfen werde. Daher kämen viel mehr Meldungen aus Deutschland und EU, aber wenige aus Kanada oder Asien. Die Wirtschaftsführer seien ja für die Einhaltung der Menschenrechte, aber bitte mit gleichem Maßstab für alle.
In Deutschland verschickten nach Einführung des LkSG viele Großunternehmen ellenlange Fragebögen an ihre mittelständischen Lieferanten, was die BAFA dann verbat, nachdem die Adressaten sich massiv beschwert hatten. So war das ja gar nicht gemeint gewesen. Inzwischen bauen die Firmen diese Vorgaben in ihre Lieferantenverträge ein, auch wenn es hier noch keine einheitlichen Standards gibt.
Aber auch die Länder und Branchen in „high risk“ und „low risk“ aufzuteilen, ist nicht im Sinne des Gesetzes, da ja gerade der weltweite Durchsatz von Menschenrechten und Umweltstandards, eben auch in High Risk-Ländern, erfolgen sollte.
Forum @ Kanadahaus 2024 [DKG/Arne Sattler]
Eine Rückverlagerung ins eigene Land ist aber ein langwieriger Prozess, da erstmal eine Belegschaft mit den entsprechenden Fachkenntnissen und ein Zuliefersystem aufgebaut werden muss. Mit einem Fingerschnipp lässt sich eben das iPhone nicht von China in die USA rückverlagern, betonte Prof. Hoberg von der Kühne Logistics University. Anne Lauenroth vom BDI sagte, dass sie es lieber Diversifikation statt Friendshoring nennen würde, denn immerhin baut Apple gerade Produktionskapazitäten in Indien auf, was aber eher ein „China plus x“ sei als eine Abwanderung aus China.
Das kanadische Pendant zum LkSG beschränkt sich schon im Titel nur auf Zwangs- und Kinderarbeit, die es zu vermeiden gilt; ansonsten ähnelt es dem deutschen Gesetz. Unsere Freiheit des Denkens, der Religion und der Lebensführung überfrachten das deutsche Gesetz und sollten bei der Überarbeitung entfernt werden. In Billiglohnländern bleiben und die Verhältnisse dort verbessern sei besser, als alles wieder zurückzuverlagern ins Mutterland.
Lieferkettenlösungen als neues Frühwarnsystem?
In Session 3 fragten sich die Panelisten, ob die diskutierten Lieferkettenlösungen ein neues Frühwarnsystem drohender Lieferkettenrisiken seien.
Den Kurzvortrag hielt Matthias Rosengarten von der Optel Group aus Kanada, einem SaaS-Provider und Cloudanbieter.
Er bot als Lösung die konsequente Datenerfassung und -verarbeitung zu DPPs (digitale Produktpässe) an, um die Nachverfolgbarkeit (traceability) hinsichtlich CO2-Fußabdruck, Effizienz/Leistung und Compliance eines Produkts, Verfahrens oder einer ganzen Lieferkette darstellen zu können. Am Beispiel Kraft Heinz machte er die Komplexität dieses Ansatzes angesichts all der verschiedenen länderspezifischen ESG-Vorschriften deutlich.
Die Firma Achilles, die ihre Kunden aus Bergbau, Öl, Gas und Bauwirtschaft dabei berät, ESG-Risiken zu minimieren, betonte, dass Kanada erschreckend niedrige Gesundheitsstandards bei ihren Arbeitern in diesen Industrien habe, aber nun eine Ombudsperson besitze, die gemeldeten Verstößen beherzt nachginge. Das Druckmittel sind dann drohende Imageschäden und geschäftliche Einbußen, wenn sich der jeweilige Verstoßende nicht einsichtig zeige.
Es wurde auch allseits betont, dass man die Entscheider erstmal erziehen müsse, die neuen Vorschriften zu leben. Nicht zuletzt auch den CFO, der spätestens bei der Taxonomie von der CSRD gehört haben sollte.
Forto, das deutsche Logistik-Scale-up, hat sich vom digitalen Spediteur zum umfassenden Anbieter von Supply-Chain-Lösungen entwickelt. Seine oft mittelständischen Kunden müssen erst in diese Komplexität moderner datengestützter Logistik hingeführt werden. Es gilt, von einer reaktiven hin zu einer vorhersagenden, proaktiven Logistik zu gelangen – auf Kunden- wie auf Lieferantenseite.
Mathias Bosse vom Logistik-VC Prequel Ventures betont, dass die Logistik inzwischen, nicht zuletzt seit Corona und den diversen Unfällen und Blockaden in den globalen Logistiklebensadern, im Topmanagement angekommen sei in Form des SCO (Supply Chain Officers), der die SC-Stacks auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens trimmen muss: Sensoren, Menschen, Arbeitsabläufe, IT.
2027 soll der DPP zunächst für Batterien eingeführt werden, obwohl die Anforderungen heute noch unklar sind. Die Absicht ist jedoch, für alle Produkte einen digitalen Zwilling zu schaffen und so die Spezifika aller Produkte digital übermitteln zu können.
Die Erziehung der relevanten Lieferkettenakteure wird als große Herausforderung angesehen, besonders, weil sich der Gesetzgeber gern neue Begriffe ausdenkt und die völlig neuen Anforderungen an neuartige logistische Tools erklärt und trainiert werden müssen, nachdem sie als Qualitätsstandards festgelegt und fit für die digitale Verarbeitung gemacht wurden.
Auch die Regulatoren haben die KI entdeckt und schaffen gern noch komplexere Regularien in dem Bewusstsein, dass deren Bearbeitung ja durch eine KI erfolgen kann. Dabei dürfen jedoch auch Plausibilitäten nicht außer Acht gelassen werden: Wenn ein Farmer zertifiziert ist, sein Nachbar mit demselben Feldertrag jedoch nicht, der Farmer aber plötzlich doppelt so viel zertifizierten Ernteertrag abliefert wie vorher, könnte es daran liegen, dass er den unzertifizierten Ertrag seines Nachbarn mitverkauft hat.
In der EU sei ein Wechsel zu unternehmensfreundlicher Politik zu beobachten, der den Green Deal unterminiere, obwohl er ja durch die Mehrheit an konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Parteien beschlossen worden war. Nun steht eine EU-Wahl an, aber die Podiumsteilnehmer befürchten nicht, dass sich ein Zurückrudern in ESG-feindliche Beschlüsse mehrheitlich im neuen Parlament zeigen wird.
Dazu haben die Konzerne schon zu viel in die neue ESG-Ausrichtung, beflügelt auch von Umfragen, investiert. Was sie aber hassen, sind Spontanbeschlüsse der Politik,die Unternehmensentscheidungen die Berechenbarkeit nehmen, z. B. wenn Subventionen ganzer Branchen von heute auf morgen wegfallen, obwohl vorher massiv in deren Transformation hineinsubventioniert wurde (Solarpanels, E- Mobilität).
Es wurde auch beklagt, dass politische Entscheidungen und Gesetze lange hinter gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen hinterherhinken und erst entschieden werde, wenn die Dinge zu eskalieren drohen (Bankenkrise, Umwelteskapaden, Menschenrechte) und die Gesellschaft nach Lösungen verlangt. Die Wissenschaft und kluge Berater haben es meist schon Jahrzehnte vorausgesagt (Umweltrisiken, Pflegenotstand, Infrastrukturmängel), doch die Tagespolitik hat zu oft weggeschaut oder Symbolpolitik betrieben.
Fazit: Gelungener Neustart
Im Anschluss an drei intensive Sessions waren die Sprecher, Panelists und Publikumsgäste zur Networking Reception geladen. Gelegenheit, die Eindrücke vom Nachmittag Revue passieren zu lassen und interessante Kontakte zu knüpfen. Das einhellige Feedback des Abends: Ein erfolgreicher Neustart des Forum @ Kanada Haus im Geiste des deutsch-kanadischen Austausches.
Liebe DKG-Mitglieder und KanadafreundInnen, unseren DKG-Ehrenpreis für besonderes Engagement um die deutsch-kanadischen Beziehungen haben wir beim Jahrestreffen 2018 an die Bürger der Stadt Lahr verliehen. Auf Einladung der Stadt Lahr werden wir 2019 im historisch und kulturell von den engen Beziehungen zu Kanadiern vor Ort und Kanadiern in ihrer Partnerstadt Belleville, Ontario, geprägten Little Canada feiern. Wir laden alle DKG-Mitglieder und KanadafreundInnen zu diesem besonderen Jahresfest ein.
Freitag, 05. Juli Traditionelles „Get Together“ um 19h – ein lockerer und geselliger Einstieg in das Wochenende, das dieses Mal im Gasthaus Grüner Baum stattfinden wird.
Samstag, 06. Juli Für den Samstagvormittag von 10-12h bieten wir Aktivitäten mit regionalem und kanadischem Bezug an. Ob es eher eine Führung in den umliegenden Weinbergen oder in der Stadt auf den Spuren der Kanadier sein darf, entscheiden Sie individuell. Am Nachmittag treffen wir uns um 14h zur Mitgliederversammlung, die voraussichtlich zwei Stunden dauern wird. Der Höhepunkt des Wochenendes wird unser Festakt sein, den wir ab 18h mit einem Sektempfang im historischen Haus zum Pflug im Herzen der Stadt beginnen lassen werden. Neben der Verleihung des DKG-Ehrenpreises können Sie gespannt sein auf einen musikalischen und humorvollen Abend aus kanadischen und Schwarzwälder Komponenten. Der spektakuläre Abschluss dieses Abends wird um 23h das Lichterfest mit Feuerwerk im Stadtpark bilden, der nur wenige Gehminuten von unserem Veranstaltungsort entfernt liegt.
Sonntag, 07. Juli In der Orangerie des Stadtparks erwartet Sie am Sonntagvormittag um 11h ein Empfang der Stadt Lahr.
Die DKG hat eine neue Region: Aachen. Unser neuer Regional Direktor, Jörg Knörchen präsentiert sich. Wir freuen uns und wünschen viel Erfolg!!
Jörg Knörchen (Herzogenrath) ist gelernter Bürokaufmann, hat neben dem Fachabitur für Sozialpädagogik, lange Zeit als Reiseverkehrskaufmann gearbeitet und ist nun Vollzeit IT-Spezialist (Microsoft) und nicht zuletzt Fotograf. Zu seinen Lieblingsmotiven zählen Natur- und Landschaftsaufnahmen. Zu seiner Vorliebe für das Reisen sagt Knörchen selbst: „Ich bin eher den nordischen Ländern verbunden, neben Irland, Finnland, Island und England habe ich die kanadische Provinz Nova Scotia bereits mehrfach besucht und mich in dieses schöne Fleckchen Erde verliebt.“ Er fotografiert bereits seit über 38 Jahren, angefangen mit analoger Fotografie und eigener Schwarz/Weiß-Dunkelkammer, in der er Filme selbst entwickelt und Fotos ausbelichtet hat. Heute fotografiert er ausschließlich digital. Sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz teilt er unter anderem in Vorträgen über seine Reisen, gibt Fotoseminare und Kurse, lädt zu Exkursionen ein und bloggt nicht zuletzt über all diese Themen.