Am 19. Mai fand die Lesung mit der kanadischen Autorin Louise Dupré und ihrer Übersetzerin Ursula Mathis-Moser auf Zoom statt. Die Veranstaltung wurde von der DKG Oberbayern organisiert und war ein grosser Erfolg. Von 100 Angemeldeten nahmen 66 Personen teil.
Frau Elisa Valentin, Generaldelegierte der Regierung von Québec in Deutschland, Österreich und der Schweiz eröffnete den Abend mit einem Grußwort.
Die Lesung wurde meisterhaft von Jennifer Dummer, Spezialistin für quebecische Kultur im deutschsprachigen Raum, in Französisch und Deutsch moderiert.
Frau Dupré las aus ihrem Buch „Tout comme elle“ einige Zeilen auf Französisch, diese wurden direkt danach in Deutsch von Frau Mathis-Moser wiederholt. Im Buch geht es um die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter und die entstehende Beziehung der Tochter zu ihrem neugeborenen Kind. Das Buch wurde auch als Theaterstück inszeniert. Es handelt primär von der komplizierten Bindung zwischen Mutter und Tochter und dem Wunsch der letzteren, es anders als ihre Mutter mit ihrer eigenen Tochter zu machen.
Der Text wurde wunderbar in beiden Sprachen vorgetragen sodass man direkt in die Geschichte hineingezogen wurde.
Im zweiten Teil wurde aus dem neuem Buch „Théo à jamais“ vorgelesen, welches gerade noch von Frau Mathis-Moser übersetzt wird. Hier geht es um einen jungen Mann, dem es augenscheinlich sehr schlecht geht. So schlecht dass er versucht seinen eigenen Vater und noch einige andere Menschen umzubringen. Die Gedanken und Schuldgefühle seiner Adoptivmutter (als Théo und sein Vater im Krankenhaus liegen) werden thematisiert. Fragen wie: „was habe ich falsch gemacht, wer trägt die Schuld“.
Die beiden Romane behandeln sehr schwere aber relevante Themen unserer Gesellschaft.
An dieser Stelle möchten wir ein riesengroßes Dankeschön an das Team Oberbayern aussprechen: Dr. Georg Schmitz, Dr. Marietta Weiland-Kuch und Vera Kühr! Und natürlich auch an Martin Gutsch, unseren DKG Zoom Spezialisten-Schatzmeister-Virtual Canadian Pub Nights Veranstalter und seit kurzem auch noch Regionalleiter der DKG Aachen, merci Martin! Danke auch an Jennifer die großartig zwischen Französisch und Deutsch fließend und mit viel Schwung moderiert hat.
Et un merci tout spécial à Louise Dupré ainsi qu’à Ursula Mathis-Moser d’avoir pris le temps, pour quelques instants, de nous emmener dans votre monde! Ce fut grandement apprécié! À refaire!
Our newest interview with Entrepreneur Mélody Roussy-Parent / Next Virtual Canadian Pub Night – Canadian food and beverages special!
Do not miss our newest interview with long time DKG member and Entrepreneur Mélody Roussy-Parent!
Long time DKG member, Mélody Roussy-Parent is a multi-talented, self-made Canadian business woman who has been living in Munich for over twenty years. Not only does Mélody run three businesses but she also finds time to be the President of the Quebec Association in Germany (Association québécoise en Allemagne) as well as giving time for the DKG. To our great pleasure, the very sympathetic „Rimouskoise“ whom we know best under „Mélody’s Canada“, accepted to tell us about her life’s journey.
Mélody will also be part of our virtual Canadian Pub Night of May with a special focus on Canadian food and beverages. Registration here…
Rückblick: Virtuelle Kunstausstellung – Magnetic North
Am 29. April veranstaltete die DKG zusammen mit einem ihrer korporativen Mitglieder, der Anwaltskanzlei Arnecke Sibeth Dabelstein, und der Schirn Kunsthalle Frankfurt eine virtuelle Führung durch die Kunstausstellung Magnetic North mit Werken der berühmten Group of Seven.
Nach einem von der SCHIRN produzierten Einführungsvideo begrüßte unser Präsident Michael Siebold die Gäste. Im Anschluss hielt unser Präsidiumsmitglied Wolfgang Klooß einen sehr einsichtsreichen Kurzvortrag über die gesellschaftspolitischen und kulturhistorischen Hintergründe der Group of Seven. Den ungekürzten Vortrag von Wolfgang Klooß finden Sie hier.
Die renommierte Kunstvermittlerin Berby Krägefsky führte die Teilnehmerinnen danach anhand ausgewählter Exponate durch die Kunstausstellung. Sie machte sich die Möglichkeiten des virtuellen Formats geschickt zunutze, indem sie beispielsweise während ihrer Führung Videos („Mobilize“ von Caroline Monnet / „Big Timber“) und Materialien von Google Earth einspielte, um zum Beispiel darzulegen, wie sich die Künstler fortbewegten und wo in Kanada sie ihre Werke schufen. Die von den Teilnehmerinnen gestellten Fragen ließ sie elegant in ihre Ausführungen mit einfließen.
Unser Mitglied Helga Busch wurde zudem ausgelost und wird zeitnah einen Kalender mit Werken von Tom Thomson erhalten, den unser Regionalleiter Rhein-Ruhr, Hans Harald Grimm, von seinem letzten Besuch in Toronto mitgebracht hat. In Kleinburg besuchte er die McMichael Collection und erwarb den Kalender im Museumsshop. Thomson war zwar kein offizielles Mitglied der Group of Seven, wird aber wegen seiner engen Kontakte zu den Künstlern der Gruppe oft berücksichtigt, wenn es um ihre Werke geht, und gilt als ihr „spiritus rector“ und Wegbereiter. Vor dem Museum wurde die Hütte aufgebaut, in der Tom Thomson während seiner Malaufenthalte im Algonquin Park lebte. Auch steht dort eine Staffelei mit Klappstuhl, die seiner dortigen nachempfunden wurde, wie Hans Harald Grimms Fotos zeigen. Wegen seiner engen Verbindung zur Group of Seven sind seine Skizzen und Bilder auch in der Ausstellung der SCHIRN zu finden, die hoffentlich bald wieder ihre Pforten für den normalen Publikumsverkehr öffnen kann und dann voraussichtlich bis September gezeigt wird.
Bis dahin können sich alle Interessenten weitere virtuelle Einblicke in die Arbeit der Kunsthalle verschaffen. Das DIGITORIAL®, die digitale Version des Begleitheftes zur Ausstellung, ist online zu finden: https://www.schirn.de/digital/angebote/digitorial/. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website der SCHIRN in Form von Podcasts und Interviews oder im SCHIRN MAG (https://www.schirn.de/magazin/).
From Iran to Germany – and to California via Canada – A Canadian artist’s story
“A picture is a poem without words” – Horace
Art cannot be explained. It is something that you feel. And when I first saw Aryan Ahangarani’s paintings, I felt all kinds of beautiful feelings. Her art moved me. And so I am very happy to be able to tell you a little bit more about a wonderful Canadian artist from Iran, who has lived in Germany and Canada. Aryan graciously accepted to tell me more about her life’s path and her experience of both Germany and Canada. Usually in our interviews, we present you a Canadian in Germany or a German in Canada. This time we have someone originally coming from neither country, but who experienced them both. A new angle for us all to contemplate.
A couple of weeks ago I joined a group of „Canadians in Germany“ on Facebook. I asked around if there was any artists interested of giving an interview to the DKG. Aryan Ahangarani was one of the first to reach out to me. When I visited her website, I knew I had to discover more about the person behind those beautiful paintings. So here is (some) of Aryan’s story, a summary of our zoom conversation of April 14th, 2021.
Last Friday Canadian Expats and Canadians at heart met yet again for another „Virtual Canadian Pub Night“. This time the focus was on Alberta. Every month the Pub Night Team uses its network to connect Canadians and Canada Fans alike. This time we had the chance of hearing the wonderfully talented Calgary Singer/Songwriter Justine Vandergrift performing two beautiful new songs live. This magic moment was followed by a short interview with Justine whom we learned was nominated for two YYC Music Awards in 2020. After that we turned to literature with the German Author Natascha Birovljev who lives in Alberta. Natascha presented us her book series „Willow Ranch“ of which a 4th book is coming out this Spring. The first of the series „Schattenpferde der Rocky Mountains“ will be published in English at the end of this year. The presentation was also followed by a short interview that gave us the opportunity to get to know the very talented and sympathetic Writer. A Pub Night would not be one without a quiz. Prepared by a young German couple who now live in Calgary and who were participants of the DKG’s Work and Travel Program, the tricky questions kept everyone entertained and left with new knowledge of the western Province. To end the evening, we had a very informative and interesting presentation of „The Bison Guys“, a team from Germany, importing Bison meat from Alberta. Once again, a very successful and pleasant evening! Thank you so much to our great guests!
Don’t miss the next Pub Night which will be on April 23rd at 19:30. This time with a Nova Scotia Special!
In memoriam Louis Dudek 1918 – 2001
Am 22. März 2001 starb in Montreal der kanadische Dichter, Literaturprofessor, Essayist und Kulturkritiker Louis Dudek. In seiner ursprünglich polnischen Familie in Ost – Montreal katholisch erzogen, wandelte sich sein Weltbild durch Studien in englischer Literatur und Komparatistik an der Columbia University in New York. Eine frühe Europareise trug zu seinem Ruf eines Humanisten im weitesten Sinne bei. Die „Montreal Gazette“ nannte ihn gar den „kanadischen Sokrates“. Zwei Aussagen ziehen sich durch sein Werk: die Frage „whatever soul is?“ – Suche nach einer Transzendenz, und darin die Feststellung über sich: „ I am a seeker“.- Dudek beherrschte neben seiner polnischen Muttersprache natürlich die beiden Landessprachen Englisch und Französisch, las aber auch Latein und Griechisch, beherrschte Spanisch und Italienisch und übersetzte aus dem Deutschen u.a. Heinrich Heine und Adalbert Stifter. Als Vertreter des Imagismus, stark beeinflusst u.a. von Ezra Pound, und bewusste Konzentrierung auf eine „Alltagspoesie“, förderte er durch Privatstiftungen und Gründung kleiner Zeitschriften eine neue Generation anglophoner Dichter Kanadas. Er veröffentlichte u.a. später namhafte Autoren wie Margaret Atwood und Leonard Cohen. Den Studenten seiner Kurse in Europäischer Literatur und Literaturgeschichte der Jahre 1951-1982 an der McGill University in Montreal galt Dudek als Wegbereiter moderner Lyrik in Kanada. Louis Dudek starb vor 20 Jahren, an einem 22. März – zugleich Todestag Goethes, den er lebenslang verehrte und sehr oft zitierte.Der „Welttag der Poesie“ der UNESCO, am Vortag, passt zu Dudeks Förderung der Lyrik.
Zu seinen Werken zählen u.a. „Zembla’s Rocks“(1986), „Infinite World“ (1988), „The Caged Tiger“ (1997), „The Poetry of Louis Dudek – Definitive Edition “ (1998) Eine zweisprachige Ausgabe erschien in Deutschland unter dem Titel: „Louis Dudek : For you, you – Für Dich, Dir – Ausgewählte Gedichte Englisch-Deutsch“, übersetzt von Christian Filips und Joachim Sartorius. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Bernhard Beutler. Elfenbein Verlag 2006. Die Deutsch-Kanadische Gesellschaft Oberbayern würdigte Dudek – in Anwesenheit seines Sohnes, Prof. Gregory Dudek, Montreal – im Februar 2018 zum 100. Geburtstag durch eine bilinguale Lesung im Münchener lyrik-kabinett.
München, im März 2021 Bernhard Beutler
In memoriam Louis Dudek On March 22, 2001, the Canadian poet, literature professor, essayist and cultural critic Louis Dudek died in Montreal. Raised Catholic in his originally Polish family in East – Montreal, his worldview was transformed by studies in English literature and comparative literature at Columbia University in New York. An early trip to Europe contributed to his reputation as a humanist in the broadest sense. The Montreal Gazette even called him the „Canadian Socrates.“ Two statements run through his work: the question „whatever soul is?“ – Search for a transcendence, and therein the statement about himself: „I am a seeker“. In addition to his Polish mother tongue, Dudek naturally mastered the two national languages, English and French, but also read Latin and Greek, mastered Spanish and Italian, and translated from German Heinrich Heine and Adalbert Stifter, among others. As a representative of Imagism, strongly influenced by Ezra Pound, among others, and consciously concentrating on an „everyday poetry,“ he promoted a new generation of Anglophone poets in Canada through private donations and the founding of small journals. Among others, he later published renowned authors such as Margaret Atwood and Leonard Cohen. By the students of his courses in European literature and literary history of the years 1951-1982 at McGill University in Montreal, Dudek was regarded as a pioneer of modern poetry in Canada. Louis Dudek died 20 years ago, on a March 22 – also the anniversary of the death of Goethe, whom he revered throughout his life and quoted very often. UNESCO’s „World Poetry Day“, the day before, fits in with Dudek’s promotion of poetry. His works include „Zembla’s Rocks“(1986), „Infinite World“ (1988), „The Caged Tiger“ (1997), „The Poetry of Louis Dudek – Definitive Edition “ (1998). A bilingual edition was published in Germany under the title: „Louis Dudek : For you, you – Ausgewählte Gedichte Englisch-Deutsch“, translated by Christian Filips and Joachim Sartorius. Edited and with an afterword by Bernhard Beutler. Elfenbein Verlag 2006. The German-Canadian Society of Upper Bavaria paid tribute to Dudek – in the presence of his son, Prof. Gregory Dudek, Montreal – on the occasion of his 100th birthday in February 2018 through a bilingual reading at the Munich “lyrik-kabinett.”
For you, you, whoever, wherever you are in time to come, in a year or in fifty- who have grabbed me, found me on the cluttered bookstall and gone, book clutched in your hand, or stuffed in pocket, to the near café or steaming snack bar
and over the pie and coffee opened up the pages- for you, quiet girl, young man, in the youth of your life, who read some pieces then turn to your own thoughts, your emotions and write your own eight lines, or fifty- yes! yes! I would arouse in you the spectral nerve sweet as sex, for this craft- its breath of life wafted out and recorded that it may be such a stir one time, for you.
Für Dich, Dir,
Für Dich, Dir, wer immer, wo immer Du bist in kommenden Zeiten, in einem Jahr oder in fünfzig – Du packtest mich, fandest mich auf einem Wühltisch und gingst, das Buch in der Hand, in die Tasche geschoben, zum nächsten Café, zur nächsten dampfenden Snack Bar
und schlugst die Seiten auf bei Kaffee und Kuchen – für Dich, stilles Mädchen, junger Mann in Jugendjahren, Du liest ein paar Passagen, kehrst Dich dann wieder Deinem Denken, Fühlen zu und schreibst Deine eigenen acht Zeilen, oder fünfzig -– Ja! Ja! Reizen möchte ich Dir den Geisternerv süß wie Sex, für dieses Handwerk- sein Lebensatem, ausgehaucht und aufgezeichnet, dass er einmal ein Anreiz sei, für Dich.
(Translation /Übersetzung: Christian Filips)
In Toronto während der Pandemie -Staying safe and trying to be happy –
Von Mitte November bis Mitte Januar haben meine Frau Monica und ich für zwei Monate unseren Sohn besucht, der in Toronto lebt und arbeitet. Im Folgenden möchte ich einige Eindrücke wiedergeben, die wir während des Aufenthaltes in Toronto gewonnen haben, das sich wie die gesamte Welt durch die Pandemie radikal verändert hat.
Bereits im Frühjahr hatte Kanada die Einreise mit dem Flugzeug auf „essential travel“ beschränkt und die Grenzen zu den USA weitgehend geschlossen. Damit durften Nicht-Kanadier im Wesentlichen nur noch zu Besuchen von nahen Verwandten mit kanadischer Staatsangehörigkeit oder aus „compassionate reason“ (z.B. Todesfall oder schwere Krankheit von Angehörigen) einreisen. Unsere Reise war nur deswegen möglich, da unser Sohn die kanadische Staatsangehörigkeit besitzt.
Einchecken und Sicherheitskontrollen auf dem Hinflug verliefen ungewohnt schnell, da die Maschine nur zu etwa 20 % besetzt war. Vor dem Einstieg ins Flugzeug wurde am Gate die Temperatur gemessen. Außer bei den Mahlzeiten bestand während des gesamten Fluges Maskenpflicht. Vor der Ankunft in Toronto war die ArriveCAN App herunterzuladen und bei der Sicherheitskontrolle vorzuzeigen. Dies beschleunigte die Einreise erheblich. Da auch das Gepäck nach kurzem Warten eintraf, gelangten wir sehr schnell in eine leere Ankunftshalle, in der sich lediglich einige Sicherheits- und Reinigungskräfte aufhielten. Alle Abholer mussten wie unser Sohn außerhalb des Gebäudes mit Maske warten. Als weitere Voraussetzung für die Einreise nach Kanada wurde Anfang Januar der Nachweis eines negativen Tests eingeführt. Insofern hatten wir noch Glück, dass wir bereits letztes Jahr eingereist waren.
Für die obligatorische 14tägige Quarantäne konnten wir zwar mit dem Apartment unseres Sohnes in Downtown Toronto einen vorschriftsgemäßen Quarantäneort vorweisen. Er musste uns aber alleine aus einem nahegelegenen Supermarkt mit Lebensmitteln versorgen, da wir das Apartment nicht verlassen durften. Hinzu kam eine tägliche Meldung über die ArriveCAN App zum Gesundheitszustand – in der ersten Woche freiwillig, in der zweiten Woche dann verpflichtend. Außerdem erhielten wir nach zwei Tagen einen Anruf der Gesundheitsbehörden mit Fragen zu Quarantäneort und Gesundheitszustand.
Ontario hatte Anfang November ein fünfstufiges Rahmenwerk zur Bekämpfung von COVID 19 mit ansteigender Intensität der Maßnahmen von grün (Prevent – Standard Measures) bis zu grau (Lockdown – Maximum Measures) eingeführt. Alle Regionen, Counties und Orte der Provinz wurden anhand der Fallzahlen den jeweiligen Kategorien zugeordnet. Toronto befand sich direkt in der zweithöchsten Kategorie. Damit war z.B. in Restaurants nur noch Außenbewirtung zulässig und Veranstaltungen mit Zuschauern wie Konzerte oder Eishockey- oder Basketballspiele waren verboten.
Die verbliebenen Freiräume nutzte die Gastronomie in Toronto sehr kreativ: Vor den Restaurants wurden auf den Bürgersteigen Tische, Bänke und Heizstrahler aufgestellt. Wegen des milden und sonnigen Wetters im November reichten zum Schutz Planen oder Zelte. Eine kanadische Firma hatte sogar „Magic Brickwalls“ aus Holz entwickelt, die wie eine richtige Häuserwand um die Außenanlagen aufgeschichtet wurden.
Durch die Pandemie lernten wir viele neue englische Begriffe kennen: Neben „stay safe“ (bleiben Sie gesund), „social distancing“ (Abstandhalten) oder curbside pick-up (Abholen am Geschäftseingang nach vorheriger Bestellung) entwickelte sich „stay in your bubble“ (im eigenen Haushalt bleiben) zu unserem Favoriten. Der Mindestabstand beträgt in Kanada übrigens 2 m. Ob das nur an der Umrechnung von 6 ft in das metrische System liegt oder daran, dass in Kanada alles etwas größer als in Deutschland ist? Analog zum deutschen AHA-Prinzip wurde in Kanada das WISE-Prinzip entwickelt:
Anfang Dezember fand auch die Außengastronomie ein jähes Ende, als wegen der gestiegenen Fallzahlen verschiedene Regionen in höhere Kategorien eingestuft wurden. Für Toronto und die angrenzende Region Peel (mit Mississauga) bedeutete dies mit der höchsten grauen Stufe einen strikten Lockdown mit ähnlichen Maßnahmen wie sie Deutschland vor Weihnachten einführte. Im Wesentlichen durften nur noch Geschäfte mit „essential business“ geöffnet bleiben. Erstaunlich war für uns, dass dazu neben Lebensmittelgeschäften auch Alkohol- und Cannabisläden zählten. Ansonsten waren neben dem weiterhin erlaubten Drive Thru der Fast-Food-Ketten nur noch Lieferservice oder das Abholen vorbestellter Waren an der Ladentür zulässig.
Auch unter dem strikten Lockdown hielt Toronto die kostenlosen städtischen Eislaufflächen geöffnet. Die Anzahl der Eisläufer wurde jedoch begrenzt. Die Medien berichteten davon, dass Polizisten mit Schlittschuhen auf das Eis sprinteten, um überzählige Eisläufer vom Eis zu holen. Da unsere Quarantäne zeitgleich mit dem strikten Lockdown endete, konnten wir unsere wiedergewonnene Bewegungsfreiheit nur außerhalb von Toronto nutzen. Wegen der frostigen Temperaturen und erster Schneefälle wagten wir Ausflüge mit Wanderungen im Freien nur, wenn wir anschließend einkehren und uns aufwärmen konnten. Dafür mussten wir Ziele in Regionen niedrigerer Kategorien finden. Da wir gewohnt waren, uns anhand der Städtenamen zu orientieren und in den Pandemiehinweisen der Provinz nur die Regionen genannt wurden, dauerte die Suche anfangs etwas länger: Wo lag z.B. Essex County und gehörte Orangeville noch zur grauen Region Peel oder zur angrenzenden Region York mit niedrigerer Kategorie?
Nach erfolgreicher Suche wurden wir wegen der fehlenden Touristen aus Asien und den USA mit fast menschenleeren Zielen belohnt. So gelangten wir beispielsweise an den Niagarafällen überall unmittelbar an die Absperrungen – ein Paradies für Fotografen. Auf unseren Ausflügen sahen wir auch außerhalb der Gastronomie kreative Ideen zum Umgang mit der Pandemie: In der McMichael Canadian Art Collection standen in allen Räumen Hinweisschilder mit Fotografien der Künstler der Group of Seven, einem Zusammenschluss kanadischer Maler in den 1920er Jahren, die mit Gesichtsmasken bedeckt waren.
Auch die Figur eines Moose in Toronto hatte neben der weihnachtlichen Dekoration eine Gesichtsmaske erhalten. Und ein Juwelier machte in den Medien für eine von ihm entworfene Kette zur Erinnerung an das schwierige Jahr 2020 Reklame. Ob wir auf diese Weise an dieses Jahr erinnert werden möchten?
Am 26. Dezember verhängte dann die Regierung einen strikten Lockdown über die gesamte Provinz. Man hofft, damit zusammen mit den in Kanada als weltweit drittem Land eingeführten Impfungen die Pandemie möglichst bald eindämmen zu können. Den indigenen Völkern Kanadas wurde übrigens neben den „Frontworkern“ als einer der ersten Gruppen die Möglichkeit zur Impfung angeboten.
Auch in Toronto waren private Feuerwerke zu Sylvester verboten. Das fiel hier aber nicht weiter auf, da sie auch schon früher nur zu Victoria Day und Canada Day erlaubt waren. Stärker bemerkbar machte sich vor allem für die Kinder, dass dieses Jahr Halloween ausfallen musste. Möglicherweise glichen das viele Familien durch mehr Weihnachtsdekoration an ihrem Haus aus. Außerdem erhielten viele Kinder zu Weihnachten einen Hund geschenkt. Das erhöhte die ohnehin hohe Anzahl von Tieren in den Apartments Downtown. Für deren Auslauf hat die Stadt überall eingezäunte Hundeauslaufgelände geschaffen, die zu jeder Tageszeit gut besucht waren.
An einem Haus im Westen Torontos wurde neben der üppigen Weihnachtsdekoration eine Christmas Light Show auf einen großen Bildschirm vor dem Haus projiziert. Da der Standort auch in Google Maps verzeichnet ist, bildeten sich lange Autoschlangen in den angrenzenden Straßen. Auf den Bürgersteigen standen viele Menschen mit ihren Handys – allerdings mit Maske und mit Abstand. Auf Schildern wurde zu Spenden für das renommierte SickKids Hospital aufgerufen. Weniger sozial verhielten sich einige Politiker, die trotz dringenden Appells, über die Feiertage zu Hause zu bleiben, Reisen in die USA oder die Karibik unternahmen. Als dies bekannt wurde, musste der Finanzminister von Ontario zurücktreten. Auch auf Bundes- und Provinzebene wurden etliche Fälle von den Medien aufgedeckt.
Mit dem provinzweiten Lockdown verloren für uns auch Ausflüge in andere Regionen ihren Reiz. Obwohl in beiden Ländern ähnliche Schutzmaßnahmen eingeführt wurden und trotz der Hürden bei der Einreise nach Deutschland (vorherige Einreiseanmeldung bei den deutschen Gesundheitsbehörden, obligatorischer Test am Frankfurter Flughafen) sind wir froh, dass wir Mitte Januar wieder in unser Haus mit Garten zurückkehren konnten. Wir sind zuversichtlich, dass unsere nächste Reise nach Kanada wieder unter besseren Bedingungen erfolgen wird.
Das neue Interview mit Schriftstellerin Natascha Birovljev aus Alberta
Natasha Birovljev ist eine deutsche Schriftstellerin die in der Provinz Alberta lebt. Geboren in Böblingen bei Stuttgart, fand Natasha ihren Pfad zum Schreiben über viele Umwege. Die talentierte Autorin der „Willow Ranch“ Reihe („Schattenpferde der Rocky Mountains“, „Die Schattenkrähe der Rocky Mountains“ und „Der Schattengrizzly der Rocky Mountains“) hat, zu unser aller Freude, eingewilligt uns ein paar Fragen zu ihrer Geschichte zu beantworten……….mehr hier.
Interview with Percussionist, Singer/Songwriter, Composer, Teacher, Joannie Labelle
Liebe DKG Mitglieder und Freunde Kanadas,
die Zeit wo wir uns auch wieder persönlich sehen dürfen kommt wieder. Bis dahin haben wir für die nächsten Wochen einige Interviews mit interessanten und begabten Personen aus verschiedenen Branchen und Kulturbereichen vorbereitet. Entdecken Sie neue Einblicke in: Musik, Fotografie, Bücher und Malerei….
Das erste Interview des Jahres gibt uns die multi-talentierte und sehr sympathische Franko-Kanadierin und Wahlhamburgerin Joannie Labelle; bei der wir uns für ihre Offenheit und Großzügigkeit sehr bedanken.
Euer DKG Website Team
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